Rumänien 2022



Im Dezember 21 steht der Plan. Hagen, Steve und Talle fahren im Juni für 9 Tage nach Rumänien. Die Route planen wir auf Grundlage des Rumänien Reiseführers von “Pistenkuh”. Wir rechnen jeweils einen Tag An- und Abreise. Auch wenn wir wissen, dass es sportlich ist.

Hier unsere tatsächlich gefahrene Offroad-Tour.

- 6 Tage - 614 km, davon 200 km Asphalt

- 35 Std 45 min Unterwegs

- 13.382 m Ausstieg

- 14.224 m Abstieg

Am Freitag früh um 4 ist Treff, denn wir müssen heute noch 1200 km zurücklegen, um morgen den ersten Trail ansteuern zu können. Nach einem extra bis nach Ungarn herausgezogenen Tankstopp kam die Ernüchterung prompt. Die laut Internet günstigen Preise (1,50 €/l) gelten nur für Einheimische, wir dürfen den Touristenpreis von über 2 €/l bezahlen. Nachdem wir unser Lehrgeld bezahlt haben, durchqueren wir schnurstracks Ungarn und passieren gegen 18 Uhr Ortszeit die Grenze nach Rumänien. In Oradea füllen wir unseren Vorrat mit den wichtigsten Sachen, wobei auch Landestypisches, wie “Bratwürste”, Pasteten & Süßigkeiten, nicht fehlen! Nach einer weiteren Stunde finden wir unseren ersten Nachtplatz und lassen den entspannten Teil des Urlaubs beginnen. Prost!

Am nächsten Morgen um 9 Uhr geht es, nach einer vernünftigen Stärkung, ins Abenteuer.

Laut Pistenkuh Schwierigkeit 3, als Einstieg denken wir: Perfekt! Doch nur ein paar Km später fällt es schwer, die Augen auf dem Track zu halten. Die Kreuzungen und Abzweige rechts und links des Weges sehen einfach zu verlockend aus, um sie vorbei fliegen zu lassen.

Wir entscheiden uns dazu Talle´s jahrelangen Erfahrungen im Orientierungslauf spielen zu lassen. Nach einem kurzen Geplänkel, in welche Richtung es gehen soll und wo wir schlafen wollen, sind wir auch schon unterwegs. Jede schöne Abzweigung wird sofort mit wilden Wischen auf dem Navi verfolgt und geprüft, ob es ein Durchkommen gibt. Teils sind die Wege eingetragen, teils fahren wir aber auch nur auf vermeintlichen Schneisen, die vorher via Satellitenansicht ausgemacht wurden.

An Tag 3 kommt, was kommen muss.

Wir sehen auf der anderen Talseite einen Weg, der am Anfang nur nach einem Wanderweg aussah, aber bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass das ein befahrbarer Weg ist. Wir biegen ab und versuchen unser Glück.

Den Bach überwinden wir ohne Probleme, doch die großen Felsen im Anschluss zwingen uns die Winde zu benutzen. Lediglich 100m weiter scheitern wir an einer Spitzkehre.

Die Strecken haben es immer mehr in sich.

Und so verbringen wir am 4. Tag mehrere Stunden damit, uns einen V-förmig ausgewaschenen Schlammpfad hoch zu quälen. Die Freude es geschafft zu haben, hält aber nicht lange, dann heißt es, Baum zersägen und Platz schaffen. Die eingezeichnete Straße, auf deren Suche wir sind, kommt zwar näher, doch leider müssen wir uns ca. 5 Fahrzeuglängen davor geschlagen geben. Über 10 Bäume liegen quer und es gibt keine Möglichkeit sie zu umfahren. Also alles wieder zurück.

Spaß hatten wir, aber der halbe Tag war weg. 

Am Tag 5 heißt es für uns, Luft aufpumpen und Onroad weiter Richtung West Karpaten. Unterwegs füllen wir unsere Vorräte, um bis zum letzten Tag nicht verhungern und verdursten zu müssen (den 96er haben wir uns verkniffen zukaufen!). Abends wollen wir ein befreundetes Paar treffen. Zeit noch unseren höchsten Berg (2150m) zu erklimmen blieb trotzdem. Vom Gipfelkreuz kann man schon unseren Nachtplatz sehen. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg dort hin finden. Am Ende ging es sogar ein Stück Skipiste Richtung Tal. Talle navigiert uns direkt ans Wasser, wo wir unser Camp aufschlagen, um auf Nick und Franzi zu warten.

Um gemeinsam einen Tag das Gelände zu erkunden, fahren wir 2 Routen mittlerer Schwierigkeit, aber mit wunderschöne Aussicht. Sofort am ersten Berg sah man deutlich, dass neben der offiziellen Route eine parallele verläuft. Welche sogar bis komplett auf den Kamm führt. Da sich die Wege in Sichtweite wieder treffen, trennen sich unsere Wege dafür kurz.

Am 7. Tag verabschieden wir uns von den Beiden, denn wir haben nur noch 2 Tage.

Früh noch schnell den mittlerweile leeren Wassertank auffüllen und los geht es. Wir fahren gefühlt eine Stunde in Schlangenlinien bergauf. Der Weg wird immer schmaler und unwegsamer… bis er auf einmal in einen nicht zu befahrenden Flusslauf übergeht. Also müssen wir umdrehen, mit dem Wissen, dass es laut Karte keinen einzigen Abzweig gibt, außer wieder ganz unten im Tal. Wir entscheiden uns für eine Pause, die zu einer mittelschweren Katastrophe führt. Beim Öffnen der Hecktür vom Disco tropft es auf einmal… Wasser, welches durch die Neigung aus dem Wasserbehälter nach hinten fließt, da wir diesen heute früh vergessen hatten zu schließen. Unter dem kompletten Einbau muss jetzt Wasser stehen. Wir raufen uns zusammen und suchen bergab nach einer passenden Abbiegung aus dem Tal heraus. Wir finden eine und versuchen unser Glück. Nachdem das Herz mehrmals Richtung Hose rutscht, kommen wir auf dem erhofften Bergkam heraus. Weitere 2 Stunden später kreuzen Schnee und Eis unseren Weg. Durchfahren… zu riskant. Direkt drumherum fahren… keine Chance. Aber vlt kommen wir irgendwie auf einen nur ca 200m entfernten Weg (grüner Kreis). Denn schon wieder steht eine lange Rückfahrt im Raum, die wir versuchen wollen zu umgehen. Wir haben es natürlich versucht! Doch kurz vor der Hälfte brechen wir ab (roter Kreis= Bild 3)- es wäre einfach zu gefährlich. Voller Adrenalin und die Hose gestrichen voll, kraxeln wir das Findlingsfeld wieder herunter. Wir verspüren das erste Mal den drang den Berg zu verlassen.

Abends im Tal beim Lagerfeuer, beschließen wir die Tour einen Tag eher abzubrechen. Wir haben heute zu oft mehr Glück als Verstand, einen aufgebrauchten Adrenalinvorrat und bis jetzt keinerlei nennenswerten Schaden an den Fahrzeugen gehabt. Von dem Wasser an Bord mal abgesehen.

 

Wir entscheiden uns die Rückfahrt auf 2 Tage zu teilen und verbringen unsere letzte Nacht südlich von Budapest, direkt an der Donau.